Der Begriff der Kosmologie hat sich erst in der Neuzeit herausgebildet. Einen sehr informativen Blick in die Begriffsgeschichte gibt der französische Orientalist Rémi Brague in einem Buch, das in deutscher Übersetzung unter dem Titel „Die Weisheit der Welt“ erschienen ist. Die Geschichte der modernen Kosmologie im Sinne dieser Vorlesung ist ein Kapitel Wissenschaftsgeschichte des 20. Jahrhunderts. Die moderne Kosmologie steht auf 3 Säulen. Die erste ist Einsteins Allgemeine Relativitätstheorie, die zweite Säule ist die Bestimmung kosmischer Entfernungen mit Hilfe von Standardlichtquellen und die dritte ist die kosmische Mikrowellenstrahlung. Die Errichtung der drei Säulen hat eine längere Vorgeschichte im 20. Jahrhundert, die ich ganz kurz skizzieren möchte. Einstein hatte 1915 eine Theorie der Gravitation publiziert, die unter dem Namen Allgemeine Relativitätstheorie bekannt geworden ist. Ausgehend von der simplen Feststellung, dass die Kraft auf eine beschleunigte Masse nicht von einer Gravitationskraft zu unterscheiden ist, verändern nach Einstein Massen die Geometrie des Raumes. Die Bewegung der Massen im Raum erfolgt auf kürzesten Wegen, den Geodäten, was John A. Wheeler wie folgt charakterisiert hat: „Die Massen sagen dem Raum, wie er sich zu krümmen hat. Der gekrümmte Raum sagt den Massen, wie sie sich zu bewegen haben“. 1917 versuchte Einstein dann mit dieser Theorie ein Modell des Kosmos zu entwickeln (1). Dabei machte er eine Voraussetzung, die heute als kosmologisches Prinzip bekannt ist: Der Raum sei homogen und isotrop. Einstein konnte sich damals einen Kosmos nur statisch vorstellen, weshalb er eine kosmologische Konstante Λ einführen musste. Das war zwar eine mathematische Vervollständigung seiner Gleichungen, jedoch konnte er Λ aber keinerlei vernünftige physikalische Bedeutung geben. 1922 zeigte Alexander Friedmann, ein junger mathematischer Physiker aus St. Petersburg, dass Einsteins statisches Modell nicht stabil war und dass man bei Zulassung eines dynamischen Kosmos, zwei Lösungsmengen erhält. Im einen Fall expandiert des Kosmos endlos, in diesem Fall hat der Raum eine negative Krümmung. Im anderen Fall erhält man mit einem positiv gekrümmten Raum oszillierende Lösungen, d.h. nach anfänglicher Expansion kontrahiert der Raum wieder, ein Spiel, dass sich endlos fortsetzt. Einstein reagierte zunächst skeptisch, sah aber bald durch Vermittlung eines Kollegen seinen Fehler ein und empfahl 1923 Friedmanns Arbeit uneingeschränkt zur Publikation. (Die Entwicklung einer physikalischen Kosmologie im 20. Jahrhundert)